Von Traumstränden, Schildkröten, Mutproben und erneutem Abschied

Da war er wieder: der Morgen, an dem es erneut hieß, Abschied zu nehmen. Ein Moment, der einfach nicht wahr werden sollte. Aber leider war es ja abzusehen. Denn die schönste Zeit vergeht bekanntlich am schnellsten. So war es auch bei uns. Drei Wochen, in denen wir verschiedene Inseln auf den Phippsies bereisten, in kristallklarem Wasser badeten, das beste einheimische Essen testeten, von Wasserfällen oder Klippen sprangen und einfach nur die gemeinsame Zeit genossen, neigten sich nun dem Ende.

Zusammen mit Jana, Fischi und Jenny machte Chrissi sich auf die weite Reise, um zu sehen, in welchem bezaubernden Land ich überhaupt stecke. Endlich meine Kinder kennenzulernen, zu erleben, wie eine Nacht unter freiem Himmel in der Hängematte ist und vor allem endlich wieder einfach nur zusammen zu sein.

Cebu City – Der Empfang

 

 

 

 

Ich selbst machte mich an jenem Sonntagmorgen nach einer kurzen Nacht auf den Weg zum Flughafen nach Davao. Denn wenn ich schon 10 Tage meine Kinder verlasse, muss ich die letzte Nacht natürlich noch bei ihnen übernachten und mit ihnen Film schauen.

Mein Flieger sollte laut Plan 5 Minuten nach Ankunft der anderen in Cebu landen. Obwohl wir 15 Minuten verspätet starteten, kam ich pünktlich in Cebu an und war sogar eher als die anderen draußen, um sie in Empfang zu nehmen. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten kamen mir dann vier blasse und erschöpfte Gesichter entgegen. Die Freude war groß. Ein obligatorisches Begrüßungs-Selfie später stiegen wir in einen übertrieben überteuerten Van, der uns zu unserem Hotel brachte, nachdem wir ihm mit Hilfe Google Maps den Weg navigierten.

Da wir noch zu zeitig beim Hotel ankamen, schlürften wir erstmal ein kühles San Miguel gegenüber beim 7/11 und stoßen auf die bevorstehende Reise an. Um dem Jetlag entgegen zu wirken, es war schließlich erst mittags, machten wir uns nach einer erfrischenden Dusche auf den Weg Richtung Mall. Flip Flops, Handyladekabel und Geld wechseln, standen auf unserer Liste. Nachdem alles in Plastiktüten war, aßen wir noch voll anti-Filipino-Style in einem Restaurant in der Mall. Als wir uns auf den Heimweg machten und den Taxifahrer bestachen, uns alle für 50 Pesos mehr, in einem Taxi zum Hotel zu bringen, war es auch schon dunkel und für die anderen höchste Zeit in’s Bett zu kommen. Ich sortierte noch die ganzen Mitbringsel aus Deutschland und machte aus zwei Rucksäcken einen, den wir für die Reise mitnehmen wollten. Das restliche Gepäck konnten wir glücklicherweise im Hotel lagern.

Malapascua Island

Am nächsten Tag machten wir uns natürlich unpünktlich auf zum Bus Terminal, um dort dann einen der vielen Busse zu nehmen, die uns nach Maya bringen sollten. Maya ist ein kleiner Ort am nördlichsten Zipfel Cebu Islands, von dem aus die Boote zur Insel Malapascua starten. Vier oder fünf Stunden später, erreichten wir den Port. Kurz bevor wir das Boot bestiegen, erhielt ich einen Anruf von unserer reservierten Unterkunft, mit der Info, dass unsere Buchung fehlerhaft sei und sie nur noch ein Zimmer anstatt zwei, zur Verfügung hätten. Ich vereinbarte mit ihr, dass wir erstmal kommen würden und dann weitersehen. Irgendwas würde sich da schon ergeben.
Gute 30 Minuten dauerte die Überfahrt. Der Himmel war bewölkt aber der befürchtete Regen blieb glücklicherweise aus, als wir der Insel immer dichter kamen.
Begrüßt wurden wir von ein paar Anbietern, die mit uns am nächsten Tag natürlich gerne Bootstouren machen wollten. Zwei Filipinos, zeigten uns netterweise den Weg zu unserem Hotel und im gleichen Zug verabredeten wir uns für den nächsten Tag mit ihnen für eine Tour auf die Insel Kalanggaman.

Schon bevor ich auf die Philippinen gekommen bin und damals immer öfter nach schönen Plätzen googelte, wusste ich genau, dass ich dort unbedingt einmal hin möchte. Dabei war es ja „nur“ eine Sandbank mit ein paar Palmen und sogar einer Polizeistation. Aber dafür traumhaft schön und mein persönliches Postkartenmotiv schlechthin. Sogar übernachten, kann man dort, was wir aber leider nicht gemacht haben.

Im Resort angekommen, hatte die freundliche Filipina schon versucht ein Zimmer im Nachbarhotel für uns zu organisieren. Chrissi und ich schauten es uns an und entschieden dann innerhalb weniger Sekunden, dass wir dort auf keinen Fall schlafen werden, da es für den Preis ziemlich muffig war und wir in dem anderen Hotel günstiger und deutlich besser unterkommen würden. Die Rezeptionsdame, schaute ziemlich verblüfft, als wir mit der Idee kamen, zu fünft das Zimmer zu beziehen und dass das für erstmal eine Nacht kein Problem sei. Gesagt, getan, luden wir unser Gepäck ab und gingen los Richtung Strand. Überall Bars, Restaurants, Hotels. Es sollte DER Strand der Insel sein. Sicherlich wäre er ohne diesen ganzen Trubel noch schöner gewesen. Der Sonnenuntergang war aber sehr sehenswert und brachte so richtiges Urlaubsfeeling rüber.

Wie auch überall anders auf den Philippinen, begegneten wir natürlich auch hier wieder vielen Kindern. Die einen versuchten selbstgemachte Ketten zu verkaufen und erwiesen sich schon als gute Geschäftstüchtige. Die anderen lachten uns einfach nur mit ihren dunklen Augen an und ich machte mit ihnen ein paar witzige Selfies.

Kalanggaman Island

Pünktlich wurden wir am nächsten Morgen abgeholt um unsere Island-Tour zu starten. Das Boot war mit etlichen Menschen besetzt. Highlight waren aber die Marsankömmlinge aus China, die als letzte das Boot betraten. Eingepackt in Jacken und mit irgendwelchen UV-Schirmen, die keinen einzigen Strahl Sonne durchließen, saßen sie nun da und waren eine echte Hauptattraktion. Die 1,5 stündige Fahrt verging in der Sonne liegend wirklich schnell und schon waren wir auf einem so wunderschönen Fleck Erde angekommen.

 

Kristallklares Wasser, strahlend weißer Strandsand, ein paar Boote, Palmen. Und dazwischen wir. Der Strand, den ich bisher nur aus dem Lonely Planet oder aus dem Internet kannte, lag nun vor mir. Es war so verrückt. Noch nie zuvor hatte ich so eine atemberaubende Kulisse gesehen. Auf einmal stand ich selber inmitten meines Postkartenmotives.

Kaum hatten wir unsere Sachen abgelegt, sprangen wir in unseren großen Pool. Die Sicht Unterwasser war ewig weit. Es war warm und die Sonne schimmerte durch die Wasseroberfläche hindurch. Mittags wurden wir mit einem leckeren BBQ am Strand beglückt, welches Teil der Tour war. Es gab gegrillten Fisch, Fleisch, Reis, Salat, frisches Obst…und das mitten im Paradies.

Entgegen meiner Erwartungen war die Insel gar nicht mal richtig voll. Die Menschen, die zu unserem Zeitpunkt dort waren, haben sich ziemlich gut verteilt und niemals hatte man das Gefühl Teil einer massentouristischen Abfertigung zu sein.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit schnorcheln, plantschen und genießen. An dieser Stelle lasse ich einfach mal die Fotos wirken.

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Einmal mit Einheimischen angeln gehen

Am darauffolgenden Tag machten wir uns auf den Weg, um einmal mit Einheimischen auf Angeltour zu gehen. Im Gegensatz zu unserer deutschen Angeltechnik in Form einer Angelroute, bekamen wir hier eine provisorische Holzrolle, auf der Angelsehne aufgerollt war, in die Hand gedrückt. Am Haken war irgendein Köder befestigt und schon konnte es losgehen. Wir hielten unsere Angeln in’s Wasser. Warteten. Warteten. Zuppelten ein bisschen dran herum. Nichts passierte. Wir fuhren an eine andere Stelle. Dort machte Fischi ihrem Namen alle Ehre und angelte drei kleine Fischis. Von der Vorstellung abends unsere geangelten Fische zu grillen, mussten wir uns aber schnell verabschieden, weil an diesem Tag nichts Großes im Meer herum schwamm.

So ließen wir uns an einem nahe gelegenen Strand absetzen. Von weitem sahen wir den Inseleigenen Leuchtturm. Auf dem Weg dorthin gingen wir querfeldein über einen Schulhof. Ich fragte drei kleine Jungs, ob sie uns den Weg zum Leuchtturm zeigen würden, da ich mich erinnern konnte, gelesen zu haben, dass der Weg dorthin nicht ganz einfach zu finden sei. Als ob sie diese Frage schon oftmals gestellt bekommen hätten, liefen sie los. Gemeinsam kletterten wir einen Hang hinauf und da war klar, dass es eigentlich gar keinen richtigen Weg nach oben gab. Auf der Hälfte des Aufstieges verließen uns die Jungs und Chrissi gab ihnen noch ein schnell ein paar Pesos als Belohnung. Wie wir feststellen konnten, war der Leuchtturm doch nicht so spektakulär wie er von weitem aussah. So machten wir uns wieder auf den weiteren Weg und genossen eine wunderschöne Aussicht auf von Palmen umzingelte Strände. Mit dem Finger dorthin zeigend, gingen wir abwärts, kamen an kleinen Siedlungen vorbei und gelangten wieder an’s Wasser. Nachdem wir scheinbar im Kreis zu gehen schienen, zeigte uns eine Frau die richtige Richtung. Wir liefen und liefen und machten noch einen kurzen Essens- und Schaukelstopp in einem Tauchresort. Dieses hatte einen eigenen Privatstrand, für den man normalerweise Eintritt zahlen sollte, als Nicht-Gast.

Der Weg führte uns weiter durch Palmwälder und Fischerstrände, bis wir wieder im Resort ankamen und unser Inselrundgang beendet war.

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Bantayan Island

Unser nächster Stop unserer Reiseroute hieß Bantayan Island. Mit dem typischen Boot „Bangka“ sind wir für gute zwei Stunden mit einem einheimischen Mann rüber geschippert. Die Insel gilt im Reiseführer eher als Ort für Ruhesuchende mit schönen Stränden. Daher sahen wir uns hier genau richtig. Für zwei Tage blieben wir hier, genossen das Wasser, den Strand und fuhren mit den Rollern über die kleine Insel. Dabei konnten wir spontan bei einer farbenfrohen Tanzaufführung in einer Schule zuschauen. Ein Highlight war allerdings die Rollerfahrt unter dem nächtlichen Sternenhimmel. Ein magischer Moment, der das absolute Gefühl von Freiheit und Glück versprühte.

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Siquijor

Nachdem wir zwei Tage auf Bantayan entspannt haben, sagte unser Reiseplan und auch Google Maps, dass wir morgens die Insel mit dem Boot in Richtung Festland verlassen und dann den Bus Richtung Dumaguete nehmen. Alles in angemessener Zeit, so dass wir am späten Nachmittag Dumaguete erreichen würden. Der Plan mit dem Boot ging noch auf. Alles klappte. Wir fuhren mit dem Tricycle auf Negros zum Bus Terminal nach Cadiz City. Nach längerem Warten stiegen wir dann in einen völlig überfüllten Bus Richtung San Carlos City. Die Leute quetschten sich in die Gänge. Christian und ich standen direkt an der Tür auf der Stufe. Die Hoffnung, dass die meisten in der nächst größeren Stadt aussteigen würde, verschwand mit jedem Fahrgast, der an jeder Straßenecke aufgegabelt und noch in den Bus gestopft wurde. Die Laune sank mit jeder halben Stunde und mit jedem Blick auf das Handy und Google Maps. Denn aus geschätzten 5 Stunden Busfahrt bis zum Ziel Dumaguete, wurden einfach mal 3 Stunden Fahrt für gerade mal 70km. Als wir dann irgendwann in San Carlos ankamen, war noch nicht mal die Hälfte des Weges geschafft und wir beschlossen in keinen Bus mehr einzusteigen. Mittlerweile war auch schon später Nachmittag und wieder einmal wurde mir bewusst, dass jegliche Planungen auf den Phippsies fast sinnlos sind und man immer damit konfrontiert wird, dass die Uhr einfach bisschen langsamer tickt, man sich immer wieder darauf einlassen muss und es einfach zum Reisen dazugehört. Irgendwie bekam ich dann aber einen Van-Fahrer dazu überredet uns schließlich nach Dumaguete zu fahren. Denn normalerweise fuhren die Vans alle in die andere Richtung. Dank uns machte er aber wohl an diesem Tag das Geschäft seines Lebens und nach ein paar mehr Stunden bequeme Autofahrt erreichten wir schließlich am späten Abend die Stadt Dumaguete, von wo aus wir am nächsten Morgen die Fähre auf die nächste Insel Siquijor nehmen wollten.

Die Überfahrt war ruhig und verging wieder recht schnell. Auf Siquijor angekommen, wollten wir uns dieses Mal zu allererst gleich einen Roller mieten, um die Insel damit erkunden zu können. Aber wieso sollte unser Vorhaben auch aufgehen? Zum ersten Mal in meiner Zeit hier auf den Philippinen wollte die Rollervermietung einen Führerschein sehen. Das habe ich noch nirgendwo anders erlebt. Keiner von uns hatte seine Fahrerlaubnis dabei, da diese in Cebu im Hotel lag. Wir versuchten zu handeln aber es war einfach nicht zu ändern. Stattdessen schnallten wir unser Gepäck auf ein Tricycle und fuhren zu einem echten Luxus Resort, welches wir uns für eine Nacht gönnen wollten. Wir hatten noch nichts gebucht und wollten vor Ort nach freien Betten fragen.

Nach einem Begrüßungscocktail bekamen wir unsere Familiensuite mit großem Balkon direkt am Strand zugewiesen. Ein eigener Strand nur für die Gäste des Resorts. Das hatte schon etwas. Es war auch nicht viel los, so dass wir fast alleine dort waren. Wir genossen die Sonnenstunden, badeten, gingen am Strand spazieren und spielten Volleyball. Für abends suchten wir uns eines der drei (!!!) Resort eigenen Restaurants zum Essen aus. Alles war schön beleuchtet. Wir saßen nur wenige Meter vom Meer entfernt und lauschten der Livemusik. Das Essen war dann aber auch eher luxusmäßig. Gehobener Preis und überschaubare Portion. 😉 Für eine Nacht gönnten wir uns aber. Schließlich waren wir ja im Urlaub. Bevor wir am nächsten Mittag auscheckten, nutzten wir auch noch einen der vielen Pools und tranken einen frisch gepressten Kalamansi-Saft an der Bar im Wasser.

Trotz der Pleite beim Rollerverleih am Vortag wollten wir es noch einmal probieren. Gegenüber vom Resort gab es eine kleine Eatery, welche auf Roller vermietete. Zu unserem Glück wollten die keine Papiere sehen und so kamen wir doch noch zu unserer Erkundungstour auf dem Zweirad. Wir machten uns auf den Weg und wollten unbedingt zu einem der vielen Wasserfälle auf Siquijor. An einem angekommen, wurden wir freundlich von mehreren jungen Menschen begrüßt. Einer oder eine, der Name war „Sex“, von ihnen führte uns zum Wasserfall. Zwei Jungs waren noch dort. Sonst kein anderer. Sie sprangen immer wieder vom Felsen in den natürlichen Pool. Wir hingegen entschieden uns eher vom Wasserfall zu springen, da uns der Sprung mit Anlauf vom Felsen, um auch wirklich im Wasser zu landen, ein bisschen zu waghalsig war. Sex kletterte die Felsen vor uns hoch und zeigt uns auch, von wo und wie wir ins Wasser springen sollten. Es war schon ein mulmiges Gefühl aber geschätzt waren es nur ca. 5 bis 6 Meter Höhe. Einmal gesprungen, war es gar nicht mehr so schlimm und wir wiederholten den Adrenalinkick noch einmal.

Wir fuhren noch ein wenig über die Insel, aßen wieder bestes Essen in einer typisch philippinischen Eatery und suchten uns noch eine Unterkunft für die zweite und auch schon letzte Nacht auf Siquijor. In den zwei Tagen auf der Insel haben wir nur einen winzigen Teil entdecken können. Es gibt noch so viel mehr zu sehen und zu erleben, denn Siquijor heißt ja nicht umsonst die „Hexeninsel“. Aber wer weiß, vielleicht ergibt es sich noch einmal und ich komme mit mehr Zeit und Ruhe im Gepäck zu diesem Ort.

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Panglao

Unser nächster und letzter Stop in der Gruppe hieß Panglao Island. Diese kleine Insel ist durch eine Brücke mit der großen Urlaubsinsel Bohol verbunden. Hier war mein Wunsch zu schnorcheln und Schildkröten zu sehen. Vorab kontaktierte den philippinischen Guide Richie, der mir empfohlen wurde. Wir verabredeten uns für den zweiten Tag für morgens 6 Uhr. Gemeinsam fuhren wir zu einem abgelegenen Strand, von dort aus auch unser Boot startete. Wir fuhren raus auf’s Meer und hielten Ausschau nach Delfinen. Leider hatten wir aber an diesem Tag nicht das Glück um welche zu sehen. Es ging weiter zu einer Insel, wo wir schnorcheln und die bunte Unterwasserwelt sowie Schildkröten bestaunen konnten.  Da war wieder einer dieser Traumstrände. Glasklares Wasser, puderfeiner, weißer Strandsand. Ein paar Boote lagen am Ufer und man merkte, dass viele Touristen das gleiche Vorhaben hatten wie wir.

Wir stiegen mit unserer Schorchelausrüstung in zwei kleinere Boote ein und fuhren Richtung Menschenmenge. Glücklicherweise ließen wir aber unser Bötchen nur dort und schwammen dann zu einer Stelle, wo sich nicht so viele Leute tummelten. Die Sicht unter Wasser war ewig weit. Je weiter wir schwammen, desto dunkler wurde es. Richie nahm mich an die Hand, zeigte mit dem Finger in eine Richtung und auf einmal sah ich eine riesige Schildkröte. Wir schwammen noch ein wenig hinter hier her, bis sie im Dunkeln verschwand. Dann sahen wir wieder eine. Auf dem Grund lag gemütlich eine Schildkröte, die gerade etwas aß. Wie ein Schildkrötenflüsterer führte uns Richie zu den Stellen, wo viele Schildies schwammen. Er tauchte zu ihnen herunter und sein Mund bewegte sich, so als würde er mit ihnen reden. Sie flüchteten nicht vor ihm. Blieben liegen. In diesem Moment wünschte ich mir meine Unterwasserkamera bei mir, die ich aber leider während der Reise zuvor verloren habe. Das heißt wohl, dass ich auch noch einmal nach Panglao zurück kommen muss. Nächstes Mal dann mit Kamera. Aber im Prinzip sind ja die wichtigsten Erinnerungen die in unseren Köpfen. Aber alle, die das hier lesen, wissen, dass ich es liebe, Erinnerungen zusätzlich mit meiner Kamera festzuhalten 🙂

Nach der Schnorcheltour machten wir einen weiteren Stop auf der Insel Virgin Island. Keinesfalls mehr jungfräulich, war diese langgezogene Sandbank übersät von Touristen. Nichtsdestotrotz unglaublich schön. Das Wasser wieder durchsichtig. Wie eine Badewanne. Aber wer weiß wie lange das noch so bleiben wird. Zu viele Menschen steuern dieses kleine Stück Erde täglich an. Lassen ihren Dreck dort und scheren sich nicht darum. Wir selbst blieben nicht lange dort und suchten uns Blickwinkel für unsere Postkartenmotive mit nicht so vielen Touristen im Hintergrund.

Zu guter Letzt sollte aber Action nicht fehlen. Wir fuhren zu einer Stelle, von wo aus wir von einem Sprungbrett in’s Meer springen konnten und anschließend noch mit einem Sardinenschwarm schwammen. Es war eine atemberaubende Sicht. Überall wohin du blicktest, tummelten sich tausende Sardinen. Ein großer, schwarzer Fleck, der sich ruckartig hin und her bewegte. Sie bildeten einen Tunnel, durch den Richie graziös schwamm, als wäre er einer von ihnen. Man merkte, dass das Meer sein zuhause ist. Denn nicht ohne Grund, ist er fähig mehrere zehn Meter  ohne Ausrüstung in die Tiefe zu tauchen.

Als Dankeschön für diese wundervollen, erlebnisreichen Stunden, luden wir Richie noch zu einem richtig deutschen Essen ein: Schnitzel mit Bratkartoffeln und Weißbier! Wohl gesättigt und glücklich, entführte er uns zu guter Letzt noch zu einem abendlichen Ausflug zum Momo Beach, wo er uns mit vielen kleinen Glühwürmchen verzauberte. Ein Tag voller magischer und unvergesslicher Momente neigte sich dem Ende zu und somit auch unsere Reise zu fünft. Denn Chrissi, Jana und ich machten uns am darauffolgenden Tag auf den Weg zum Flughafen, von wo wir aus nach Davao fliegen würden. Der schönste Teil unseres Urlaubes begann also erst: der Besuch im MARIPHIL Kinderdorf, meinem derzeitig geliebten Zuhause!

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MARIPHIL Children’s Village – Panabo City

Nach 10 Tagen auf Reise zu sein, war die Vorfreude bei mir sichtlich groß wieder nach Hause zu kommen. Nach Hause zu meinen Kindern. Endlich konnte ich Chrissi zeigen wo ich wohne. Auch die Kinder waren schon ganz aufgeregt, denn schließlich habe ich ihnen schon im November erzählt, dass er uns bald besuchen kommen würde. Ich war gespannt, wie es ihm gefallen würde. Denn nicht nur die Stadt Panabo sondern auch der Lebensstandard waren Kontrastprogramm zu dem, was er bisher kannte und gewohnt ist. Weder gibt es oftmals fließendes Wasser, noch gibt es eine Dusche mit heißem Wasser. Auch außerhalb des Kinderdorfes war vieles anders. Da man dort nicht viele Weiße sieht, ist man natürlich immer im Blickpunkt der Einheimischen. Egal wo du hingehst, die Menschen drehen sich zu dir um, zeigen sogar mit dem Finger auf dich. Du ziehst komplett alle Blicke auf dich. Nicht selten wirst du gefragt, ob du ein Foto mit den Personen machen kannst. Wie ein Superstar. Dabei ist man doch ein ganz normaler Mensch von vielen, nur mit einer anderen Hautfarbe. Aber genau das ist es, was die Leute hier verehren. Die weiße Hautfarbe ist für sie ein Zeichen von Reichtum und gerne würden sie mit uns tauschen. Nicht umsonst verwenden die meisten Filipinos Whitening Lotion oder sogar irgendwelche Präparate, um ihre Hautfarbe aufzuhellen. Mir selber fällt das jedenfalls gar nicht mehr auf, angeschaut zu werden. Es ist mittlerweile zur Normalität geworden. Wenn mich jemand anstarrt, lächle ich ihn einfach an. Oft komme ich einfach mit den Menschen in’s Gespräch. Zwar sind es meistens dieselben Fragen, die ich gestellt bekomme aber trotzdem. Wer würde denn in Deutschland sich einfach so mit fremden Menschen auf der Straße unterhalten? Da schauen wir uns oftmals doch nicht einmal an, rennen eher mit starrem Blick geradeaus.

Es war also eine Gewöhnungssache, auf die sich Chrissi einstellen musste. Wir verbrachten viel Zeit im Kinderdorf. Mit den Kindern aber genossen wir es auch einfach nur in der Hängematte zu liegen und zu quatschen. Die vergangenen 3,5 Monate, in denen wir getrennt waren, ein wenig aufzuholen. Wir gingen zur Massage, die hier super günstig ist. Gingen auf den Nachtmarkt und aßen an den typischen Essständen BBQ. Ich zeigte den beiden den Fruchtmarkt. Eine Nacht schliefen wir in den Hängematten draußen. So wie ich es normalerweise immer mache. Unbedingt wollte ich Chrissi zeigen, wie schön es ist an der frischen Luft und dem Zirpen der Grillen einzuschlafen und mit Vogelgezwitscher wieder aufzuwachen. Gemeinsam mit meinem Yellow House gingen wir bowlen. Natürlich durfte ein sleep over im Haus mit den Kindern nicht fehlen. Die Matratzen ausgebreitet, schliefen wir alle gemeinsam auf dem Boden. Als wir allerdings durch zwei fette Kakerlaken direkt vor der Nase überrascht wurden, schlichen wir uns leise in die freien Betten.

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Diese eine und letzte Woche verging natürlich wie im Fluge. Wir genossen einfach die Zeit, in der wir nicht viel Action brauchten. Entgegen meiner Erwartungen und Ängste, dass dieses Auslandsjahr, was immer mein großer Wunsch war, uns voneinander entfernen würde, habe ich gemerkt, dass es uns nur noch stärker zusammen bringt. Dass es uns mehr verbindet als je zuvor. Auch wenn wir mehrere tausend Kilometer voneinander getrennt leben, ich hier ein komplett anderes Leben führe als Chrissi in Deutschland, teilen wir trotzdem unsere Erlebnisse und Gefühle miteinander. Genauso wie der Sprung vom Wasserfall oder von der Klippe in die Tiefe, haben wir uns auch dieser Mutprobe gestellt und sind in’s Ungewisse gestürzt. Wir wussten nicht was dieses Abenteuer mit sich bringt, was es für uns verbirgt.

Eins ist aber sicher: dieses Abenteuer, welches wir so vorher noch nie erlebt haben, ist noch nicht zu Ende. Es ist und bleibt ein aufregendes Wagnis, welches uns aber gewiss für unsere gemeinsame Zukunft stärkt und immer weiterbringt.

 

 

 

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Laura Brinker sagt:

    Ruuuth, ich bekomme starkes Fernweh, wenn ich mir deinen Blog angucke!;) Das hört sich alles traumhaft an! Ich hoffe dir geht es so gut wie es die Bilder und der Text erahnen lassen. Viele Grüße aus Hamburg, Laura.

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